„Der Aufstand in Person!“ Neu im Bauernkriegsmuseum

Liebe Böblinger*innen,

Protest bewegt uns alle. Er verlangt uns eine Meinung ab und stellt oftmals unangenehme Fragen. Protest zeigt, was Generationen bewegt:von Anti-Atomkraft oder Friedensbewegung bis hin zu aktuellen Debatten über Klimakrise und Waffenlieferungen. In der heutigen Gesellschaft ist politischer Protest vor allem ein Symbol unserer lebendigen Demokratie. Doch wie Protestüben, wenn er – wie noch heute in autoritären Staaten – verboten ist? Wenn Meinungsäußerung und Mitsprache als eine Gefahr für die Macht einiger weniger gesehen werden? Was kostet ein Recht auf Mitsprache? Wo politischer Protest nicht erwünscht ist und zum Risiko wird, kann eine Entscheidung folgenschwer sein. Fragen, die sich auch die Menschen unserer Region in der frühesten Protestbewegung um Mitsprache und Teilhabe stellten: dem Bauernkrieg, der hier in Böblingen sein Ende fand.

Ihre Antworten und Stimmen sind vielfältig und stehen im Zentrum der neuen Sonderausstellung unseres Deutschen Bauernkriegsmuseums: „Der Aufstand in Person!“ macht den Auftakt zu „500 Jahren Bauernkrieg“. Die Eröffnung ist am Samstag, 8. Juni 2024, um 17.00 Uhr in der Zehntscheuer (Pfarrgasse 2) – dazu lade ich Sie ganz herzlich ein. Museumsleiterin Lea Wegner und ihrem Team gilt mein bester Dank!

Eine schwarz-weiss Fotografie der Stadtkirche

18 Stimmen erzählen ihre Protestgeschichte

Im Museum und im öffentlichen Raum begegnen uns 18 Personen mit ihrem Protest vor 500 Jahren. Frauen, Männer, jung und alt, arm und reich, adelig und bürgerlich. Böblinger*innen und Menschen der Region berichten von ihrer Geschichte, ihren Perspektiven auf Widerstand, Provokation und Protestmarsch.

Warum schließt sich gerade einer der reichsten Böblinger dem Aufstand an? Und wie gelingt es ihm, ihn unbeschadet zu überstehen? Wie möchte der Dagersheimer Leonhard Schwarz die Stadt Calw zum Anschluss an die Bewegung bringen und was macht seinen Protest in seinen Augen gerecht? Wo waren überhaupt die Frauen im Aufstand?

Wir erfahren nicht nur von selbstbewussten Frauen, die der damaligen Vorstellung des schwachen Geschlechts so gar nicht entsprachen und deshalb als „Anstifterinnen“ in das Visier der Herrschaft rückten. Ein ehemaliger Geistlicher unserer Stadtkirche, der selbst am Protest teilnahm, erklärt, warum sein Berufsstand für die Herrschaft die Wurzel allen Übels, den Aufstand in Person, darstellte.

Protest kennt viele Formen, einige neue Perspektiven beleuchtet die Ausstellung. Manche Fragen haben sich über die Zeit wenig verändert. Die „Gretchenfrage“ wurde bereits vor 500 Jahren diskutiert: Welche Formen des Protests sind erlaubt? Heiligt der Zweck die Mittel? Die Menschen fanden – wie wir heute – verschiedene Antworten darauf.

Zusammenkommen und Vielstimmigkeit

2025 jährt sich der Bauernkrieg, der in unserer Region mit der Böblinger Schlacht endete, zum 500. Mal. Die mehr als 3.000 Menschen, die hier auf der Suche nach Mitsprache ihr Leben ließen, bleiben allerdings stumm und größtenteils namenlos. Unsere Stadt greift für die Ausstellung und die Erinnerung an diese Bewegung bewusst die Bedeutung als Ort der Entscheidungsschlacht auf. Wir begreifen uns als Ort des Zusammenkommens unterschiedlichster Menschen, an dem deren vielfältige Stimmen des Protestes und deren Forderungen nach Mitsprache gehört und diskutiert werden.

Abwechslungsreiches Rahmenprogramm

Während wöchentliche After Work-Führungen einen kurzweiligen Blick in die Ausstellung geben, legen Sonntagsführungen wechselnde Themenschwerpunkte.
Wie etwa wird man Anführer einer Bewegung? Mit einer Open-Air-Führung begeben wir uns außerdem auf Spurensuche nach den Böblinger Stimmen des Aufstandes. Mehr dazu finden Sie im Ausstellungsflyer und auf der Seite des Bauerkriegsmuseum

Seien Sie dabei!

Ihr

Dr. Stefan Belz

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